Allgemeines zum Rotatorenmanschetten-Syndrom
Was ist die Rotatorenmanschette?
Die Rotatorenmanschette ist eine Gruppe von vier Muskeln und ihren Sehnen, die das Schultergelenk umgeben und stabilisieren. Diese Muskeln – der Supraspinatus, Infraspinatus, Teres minor und Subscapularis – arbeiten zusammen, um deinen Oberarmkopf in der flachen Gelenkpfanne des Schulterblatts zu halten und kontrollierte Bewegungen zu ermöglichen. Als einziges echtes Kugelgelenk des Körpers bietet die Schulter den größten Bewegungsumfang, was jedoch auf Kosten der Stabilität geht. Die Rotatorenmanschette ist daher entscheidend für die Balance zwischen Beweglichkeit und Stabilität.
Das Rotatorenmanschetten-Syndrom bezeichnet verschiedene Erkrankungen und Verletzungen dieser wichtigen Muskel-Sehnen-Einheit. Dazu gehören Reizungen und Entzündungen (Tendinitis), degenerative Veränderungen (Tendinose), partielle Risse oder komplette Rupturen der Sehnen. Diese Probleme können einzeln oder in Kombination auftreten und unterschiedliche Schweregrade aufweisen.
Die Rotatorenmanschette ist besonderen Belastungen ausgesetzt, da sie in einem relativ engen Raum unter dem Schulterdach (Acromion) funktionieren muss. Bei bestimmten Bewegungen, insbesondere beim Anheben des Arms über die Schulter, kann es zu mechanischen Reibungen kommen, die über Zeit zu Verschleiß und Schäden führen können. Besonders der Supraspinatus ist aufgrund seiner Lage häufig von Verletzungen betroffen.
Das Verständnis der Anatomie und Funktion der Rotatorenmanschette ist grundlegend für die erfolgreiche Behandlung und Prävention von Schulterproblemen. Eine gesunde, kräftige Rotatorenmanschette ist entscheidend für schmerzfreie Bewegungen und volle Funktionalität im Alltag und beim Sport.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Entstehung eines Rotatorenmanschetten-Syndroms ist meist multifaktoriell bedingt und kann sowohl durch akute Ereignisse als auch durch langfristige Belastungen oder alterungsbedingte Veränderungen verursacht werden.
Überlastung und repetitive Mikrotraumata sind häufige Auslöser. Berufe mit häufigen Überkopfarbeiten wie Maler, Elektriker oder Tätigkeiten in der Pflege belasten die Rotatorenmanschette kontinuierlich. Auch bestimmte Sportarten wie Schwimmen, Tennis, Volleyball oder Wurfdisziplinen in der Leichtathletik stellen durch die wiederholten Überkopfbewegungen eine besondere Belastung dar. Diese repetitiven Bewegungen können zu Mikrotraumata führen, die bei unzureichender Regeneration langfristig strukturelle Schäden verursachen.
Degenerative Veränderungen spielen mit zunehmendem Alter eine wichtige Rolle. Ab dem 40. Lebensjahr nimmt die Durchblutung der Sehnen ab, was ihre Reparaturfähigkeit und Elastizität verringert. Die Sehnenstrukturen werden anfälliger für Verschleiß und Risse. Statistisch steigt die Häufigkeit von Rotatorenmanschetten-Läsionen mit dem Alter deutlich an – bei Menschen über 60 Jahren finden sich in bildgebenden Verfahren häufig Veränderungen, auch ohne dass Symptome vorliegen.
Anatomische Faktoren können das Risiko für ein Rotatorenmanschetten-Syndrom erhöhen. Eine hakenförmige Ausprägung des Acromions (Typ III nach Bigliani) oder Knochensporne am Schulterdach verengen den subakromialen Raum und führen zu verstärkter mechanischer Reibung bei Bewegungen. Auch eine Instabilität des Schultergelenks kann zu einer veränderten Biomechanik und damit zu übermäßiger Belastung der Rotatorenmanschette führen.
Akute Verletzungen wie Stürze auf den ausgestreckten Arm, plötzliche starke Zugbelastungen oder direkte Traumata können zu partiellen oder kompletten Rissen der Rotatorenmanschette führen. Besonders bei älteren Menschen mit bereits vorbestehenden degenerativen Veränderungen kann schon ein relativ geringes Trauma ausreichen, um einen Riss zu verursachen.
Muskuläre Dysbalancen zwischen den verschiedenen Muskelgruppen der Schulter tragen ebenfalls zur Entstehung eines Rotatorenmanschetten-Syndroms bei. Ein Ungleichgewicht zwischen den kräftigen Bewegungsmuskeln (Deltoideus, Pectoralis) und den kleineren stabilisierenden Muskeln der Rotatorenmanschette führt zu ungünstigen Belastungsverhältnissen. Auch eine unzureichende Kontrolle des Schulterblatts durch Schwäche der Schultergürtelmuskulatur kann die Biomechanik beeinträchtigen.
Symptome und Krankheitsverlauf
Die Symptomatik eines Rotatorenmanschetten-Syndroms kann je nach Schweregrad und beteiligten Strukturen variieren, folgt aber typischen Mustern, die für die Diagnose wichtig sind.
Im Frühstadium treten Schmerzen häufig nur bei bestimmten Bewegungen auf, insbesondere beim Anheben des Arms zwischen 60 und 120 Grad (schmerzhafter Bogen oder "painful arc"). Diese Beschwerden werden oft als dumpf und ziehend beschrieben und können in den Oberarm ausstrahlen. Typisch sind auch nächtliche Schmerzen, besonders wenn du auf der betroffenen Schulter liegst.
Bei fortschreitendem Verlauf können die Schmerzen auch in Ruhe bestehen und den Schlaf erheblich stören. Die Beweglichkeit des Arms wird zunehmend eingeschränkt, wobei sowohl aktive als auch passive Bewegungen betroffen sein können. Besonders anspruchsvoll werden Alltagsaktivitäten wie Anziehen, Haare kämmen oder Gegenstände aus hohen Regalen nehmen.
Mit zunehmender Schädigung der Rotatorenmanschette kann ein Kraftverlust auftreten. Dieser ist besonders deutlich bei spezifischen Bewegungen wie der Außenrotation des Arms oder beim Anheben des Arms gegen Widerstand. Bei größeren Rissen kann die aktive Hebefähigkeit des Arms stark eingeschränkt oder unmöglich sein, während passive Bewegungen noch möglich sind.
Je nach Schweregrad lässt sich das Rotatorenmanschetten-Syndrom in verschiedene Stadien einteilen:
- Stadium I: Leichte Reizung und Entzündung, Schmerzen bei bestimmten Bewegungen, vollständige Beweglichkeit, keine oder minimale Krafteinschränkung.
- Stadium II: Deutliche Entzündung und beginnende degenerative Veränderungen, Schmerzen bei vielen Aktivitäten, eingeschränkte Beweglichkeit, moderate Krafteinschränkung.
- Stadium III: Partielle Sehnenrisse, starke Schmerzen auch in Ruhe, deutlich eingeschränkte Beweglichkeit, merkliche Krafteinschränkung.
- Stadium IV: Komplette Rupturen einer oder mehrerer Sehnen, variable Schmerzen (manchmal paradoxerweise Schmerzreduktion nach vollständigem Riss), stark eingeschränkte aktive Beweglichkeit, erheblicher Funktionsverlust.
Der Verlauf kann schleichend sein, über Monate oder Jahre, oder akut nach einem Trauma. Unbehandelt kann ein Rotatorenmanschetten-Syndrom zu einer fortschreitenden Verschlechterung mit zunehmenden Einschränkungen führen. Besonders bei älteren Menschen kann es zu einer sogenannten "Rotatorenmanschettenarthropathie" kommen – einer sekundären Arthrose des Schultergelenks durch die dauerhaft gestörte Biomechanik.
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist entscheidend, um diesen progressiven Verlauf zu unterbrechen und die Funktion der Schulter zu erhalten oder wiederherzustellen.
Was kannst du selbst tun?
Akutmaßnahmen bei Schulterschmerzen
Bei akuten Schmerzen im Bereich der Rotatorenmanschette können einige Sofortmaßnahmen Linderung verschaffen und den Heilungsprozess unterstützen:
Entlaste deine Schulter, indem du schmerzauslösende Bewegungen vorübergehend vermeidest, insbesondere Überkopfaktivitäten. Eine vollständige Ruhigstellung ist jedoch nicht empfehlenswert, da dies zu Versteifungen und Muskelschwund führen kann. Achte auf schonende Bewegungen im schmerzfreien Bereich.
Kühlanwendungen können bei akuten Entzündungen hilfreich sein. Wickle ein Kühlpack in ein dünnes Tuch und lege es für 15-20 Minuten auf den schmerzenden Bereich, mehrmals täglich. Die Kühlung reduziert Schwellungen und lindert Schmerzen durch Verlangsamung der Nervenleitgeschwindigkeit.
Bei chronischen Beschwerden kann Wärme wohltuend sein. Wärmeanwendungen wie Kirschkernkissen, Wärmepflaster oder eine warme Dusche entspannen die Muskulatur und fördern die Durchblutung. Wende Wärme für etwa 20 Minuten an, vorzugsweise vor leichten Bewegungsübungen.
Pendelübungen sind eine sanfte Methode, um die Schulter zu mobilisieren und Verklebungen vorzubeugen. Beuge deinen Oberkörper leicht nach vorne, lasse den betroffenen Arm locker herabhängen und führe kleine kreisende oder pendelnde Bewegungen aus. Diese Übung fördert die Durchblutung und den Abtransport von Entzündungsstoffen.
Eine schmerzlindernde Schlafposition kann nächtliche Beschwerden reduzieren. Vermeide es, auf der betroffenen Schulter zu schlafen. Rückenlage mit einem flachen Kissen unter dem Kopf oder Seitenlage auf der gesunden Seite mit einem Kissen zur Abstützung des betroffenen Arms sind oft komfortabler.
Rezeptfreie Schmerzmittel wie Ibuprofen können kurzfristig Schmerzen und Entzündungen lindern. Beachte jedoch die empfohlene Dosierung und Anwendungsdauer. Bei länger anhaltenden Beschwerden solltest du ärztlichen Rat einholen, statt die Selbstmedikation fortzusetzen.
Wenn die Schmerzen sehr stark sind, nach einem Unfall auftreten, mit deutlichen Bewegungseinschränkungen oder Schwellungen einhergehen oder länger als zwei Wochen anhalten, ist eine ärztliche Abklärung unbedingt ratsam.
Effektive Übungen zur Stärkung der Rotatorenmanschette
Ein gezieltes Trainingsprogramm für die Rotatorenmanschette kann Beschwerden lindern und die Schulterfunktion verbessern. Beginne mit einfachen Übungen und steigere Intensität und Umfang allmählich.
Isometrische Übungen sind ideal für die Anfangsphase, da sie die Muskulatur stärken, ohne das Gelenk zu belasten:
- Außenrotation gegen Widerstand: Stelle dich seitlich neben eine Wand. Beuge deinen Ellbogen im 90-Grad-Winkel und drücke die Außenseite deiner Hand gegen die Wand. Halte den Druck für 5-10 Sekunden und wiederhole dies 10-mal.
- Innenrotation gegen Widerstand: Gleiche Position, aber drücke mit der Innenseite deiner Hand gegen die Wand.
- Abduktion gegen Widerstand: Hänge deinen Arm seitlich herab und drücke ihn gegen eine Wand, als wolltest du ihn anheben. Halte den Druck für 5-10 Sekunden.
Wenn diese Übungen schmerzfrei möglich sind, kannst du zu leichten Widerstandsübungen übergehen:
- Außenrotation mit Theraband: Befestige ein Theraband an einem festen Punkt in Ellbogenhöhe. Stelle dich seitlich dazu, halte den Ellbogen im 90-Grad-Winkel am Körper und ziehe das Band nach außen. Führe die Bewegung langsam aus und halte die Endposition kurz. 3 Sätze mit je 10-15 Wiederholungen.
- Innenrotation mit Theraband: Gleiche Übung, aber ziehe das Band zur Körpermitte hin.
- Seitliches Anheben mit leichtem Gewicht: Stehe aufrecht, die Arme seitlich am Körper. Hebe die Arme langsam seitlich an bis auf Schulterhöhe, halte kurz und senke sie langsam wieder. Achte darauf, dass du nicht mit den Schultern zuckst. 3 Sätze mit je 10-12 Wiederholungen.
Die Y-T-W-Übung ist besonders effektiv für die gesamte Rotatorenmanschette:
- Lege dich mit dem Bauch auf eine Bank oder ein Bett, sodass Kopf und Arme über die Kante ragen.
- Y-Position: Strecke die Arme schräg nach oben, sodass sie ein "Y" bilden. Hebe sie leicht an und halte für 3-5 Sekunden.
- T-Position: Strecke die Arme seitlich aus in einer "T"-Form. Hebe sie leicht an und halte.
- W-Position: Winkle die Arme an, die Ellbogen zeigen nach unten, die Hände nach oben. Hebe die Arme an und halte.
- Führe 2-3 Sätze mit je 5-8 Wiederholungen jeder Position durch.
Für alle Übungen gilt: Sie sollten schmerzfrei oder mit nur minimalen Beschwerden durchführbar sein. Steigere die Intensität nur langsam und setze auf Qualität statt Quantität. Führe die Bewegungen kontrolliert aus und vermeide ruckartige oder schnelle Bewegungen.
Ein regelmäßiges Training, idealerweise 3-4 Mal pro Woche, kann die Stabilität und Funktion der Rotatorenmanschette deutlich verbessern und Beschwerden reduzieren.
Dehnung und Mobilisation der Schulter
Eine gute Beweglichkeit der Schulter ist entscheidend für die Funktion der Rotatorenmanschette. Regelmäßige Dehn- und Mobilisationsübungen können Verspannungen lösen und die Schulterfunktion verbessern.
Die Brustdehnung an der Tür ist wichtig, da eine verkürzte Brustmuskulatur die Schultern nach vorne zieht und damit die Biomechanik der Schulter negativ beeinflusst:
- Stelle dich in einen Türrahmen und lege deine Unterarme seitlich an den Rahmen, die Ellbogen auf Schulterhöhe.
- Trete einen kleinen Schritt nach vorne und spüre die Dehnung in der Brustmuskulatur.
- Halte diese Position für 20-30 Sekunden und wiederhole die Übung 3-mal.
Die Dehnung der hinteren Schulterkapsel ist wichtig, da dieser Bereich oft verkürzt ist und zu einer eingeschränkten Innenrotation führen kann:
- Führe einen Arm quer vor deiner Brust entlang.
- Unterstütze mit der anderen Hand den Ellbogen und ziehe den Arm sanft zum Körper hin.
- Halte die Dehnung für 20-30 Sekunden und wiederhole sie auf der anderen Seite.
- Führe 3 Wiederholungen pro Seite durch.
Schulterkreisen ist eine einfache, aber effektive Mobilisationsübung:
- Stehe aufrecht, Arme locker an den Seiten.
- Mache langsame, große Kreisbewegungen mit den Schultern – nach vorne, nach oben, nach hinten und nach unten.
- Führe 10-15 Kreise in jede Richtung aus.
- Variiere die Übung, indem du die Kreise mit ausgestreckten Armen ausführst.
Die Handtuch-Dehnung verbessert die Innen- und Außenrotation der Schulter:
- Halte ein Handtuch mit einer Hand hinter dem Rücken und mit der anderen Hand über der Schulter.
- Ziehe sanft am Handtuch, um eine Dehnung zu erzeugen.
- Halte für 15-20 Sekunden und wechsle dann die Armposition.
- Führe 3 Dehnungen pro Seite durch.
Die Mobilisation der Brustwirbelsäule ist wichtig, da eine steife Brustwirbelsäule oft zu Kompensationsbewegungen in der Schulter führt:
- Setze dich auf einen Stuhl und verschränke die Arme vor der Brust.
- Drehe den Oberkörper langsam von einer Seite zur anderen, wobei du die Bewegung aus der Wirbelsäule initiierst.
- Führe 10-15 Drehungen zu jeder Seite durch.
Diese Übungen sollten schmerzfrei durchgeführt werden. Ein leichtes Dehnungsgefühl ist normal, aber starke Schmerzen sollten vermieden werden. Führe die Dehnübungen langsam und kontrolliert aus, ohne zu federn oder ruckartige Bewegungen zu machen. Atme ruhig und gleichmäßig während der Übungen.
Eine regelmäßige Durchführung dieser Dehn- und Mobilisationsübungen, idealerweise täglich, kann die Beweglichkeit der Schulter deutlich verbessern und zur Entlastung der Rotatorenmanschette beitragen.
Ergonomie und Alltagstipps
Die richtige Ergonomie und bewusste Verhaltensänderungen im Alltag können entscheidend dazu beitragen, deine Rotatorenmanschette zu entlasten und den Heilungsprozess zu unterstützen.
Optimierung deines Arbeitsplatzes:
- Stelle deinen Bildschirm auf Augenhöhe ein, um eine aufrechte Haltung zu fördern.
- Positioniere Tastatur und Maus so, dass deine Ellbogen einen 90-Grad-Winkel bilden und nahe am Körper bleiben.
- Achte auf einen ergonomischen Stuhl, der deine natürliche Wirbelsäulenkrümmung unterstützt.
- Nutze bei längeren Telefonaten ein Headset statt den Hörer zwischen Kopf und Schulter einzuklemmen.
- Platziere häufig benötigte Gegenstände in Reichweite, um übermäßiges Strecken oder Überkopfgreifen zu vermeiden.
Richtige Haltung im Alltag:
- Vermeide eine nach vorne geneigte Kopfhaltung, die oft beim Smartphone-Nutzen oder Lesen entsteht. Diese "Vorwärtskopfhaltung" belastet die Nacken- und Schultermuskulatur erheblich.
- Übe regelmäßig eine aufrechte Haltung mit zurückgezogenen Schulterblättern und leicht angespannter Bauchmuskulatur.
- Überprüfe deine Haltung mehrmals täglich und korrigiere sie bei Bedarf – besonders während längerer Sitzphasen.
- Wechsle regelmäßig deine Position, wenn du länger sitzen oder stehen musst. Kurze Bewegungspausen alle 30 Minuten sind ideal.
Schulterschonende Techniken für Alltagsaktivitäten:
- Beim Heben schwerer Gegenstände: Gehe in die Knie statt dich zu bücken, halte die Last nah am Körper und nutze die Beinmuskulatur statt der Arme zum Hochheben.
- Beim Tragen: Verteile schwere Lasten gleichmäßig auf beide Arme oder nutze einen Rucksack mit breiten, gepolsterten Trägern statt einer Umhängetasche.
- Beim Einräumen hoher Regale: Nutze einen stabilen Tritt anstatt dich zu strecken oder stelle häufig benötigte Gegenstände auf niedrigere Ebenen.
- Bei Haushaltstätigkeiten: Wechsle zwischen verschiedenen Aktivitäten ab, um einseitige Belastungen zu vermeiden. Plane Pausen ein und teile anstrengende Aufgaben auf mehrere Tage auf.
Schlafhygiene für die Schulter:
- Finde eine komfortable Schlafposition, die deine Schulter entlastet. Die Rückenlage mit einem flachen Kissen unter dem Kopf ist oft ideal.
- Wenn du auf der Seite schläfst, vermeide es, auf der betroffenen Schulter zu liegen. Ein Kissen zwischen den Armen kann zusätzliche Unterstützung bieten.
- Achte auf eine geeignete Matratze und ein Kissen, das deinen Nacken ausreichend stützt, ohne ihn zu überstrecken.
Bewusste Pausengestaltung:
- Integriere kurze "Mikropausen" in deinen Alltag, in denen du deine Schultern entspannst.
- Führe während dieser Pausen einfache Mobilisationsübungen wie Schulterkreisen oder sanfte Dehnungen durch.
- Atme bewusst tief ein und aus, um Spannungen zu lösen.
Die konsequente Umsetzung dieser ergonomischen Prinzipien und Verhaltensanpassungen kann die Belastung deiner Rotatorenmanschette deutlich reduzieren und den Heilungsprozess fördern.
Was macht die Physiotherapie?
Differenzierte Diagnostik und Befunderhebung
In unserer Physiotherapiepraxis beginnen wir mit einer gründlichen Untersuchung, um die genauen Ursachen und das Ausmaß deines Rotatorenmanschetten-Syndroms zu bestimmen. Diese präzise Diagnostik ist die Grundlage für einen effektiven Behandlungsplan.
Die ausführliche Anamnese umfasst Fragen zu deinen Beschwerden, deren Beginn und Verlauf, auslösenden Faktoren, bisherigen Behandlungen und deinem beruflichen sowie sportlichen Aktivitätsniveau. Wir erfassen auch deine Handgewohnheiten und besondere Belastungen im Alltag, um ein vollständiges Bild deiner Situation zu erhalten.
Bei der klinischen Untersuchung beurteilen wir die aktive und passive Beweglichkeit deiner Schulter in allen Bewegungsrichtungen. Spezifische Tests wie der Jobe-Test, Hawkins-Kennedy-Test, Neer-Test oder der Empty-Can-Test helfen uns, die genaue Lokalisation und Art der Schädigung einzugrenzen. Diese Tests provozieren gezielt bestimmte Strukturen und geben uns durch deine Schmerzreaktion wichtige diagnostische Hinweise.
Die Krafttestung der einzelnen Muskeln der Rotatorenmanschette liefert Informationen über funktionelle Defizite. Wir prüfen die Kraft bei der Außen- und Innenrotation, beim Anheben des Arms und bei spezifischen Widerstandstests, um die Funktion jedes einzelnen Muskels der Rotatorenmanschette zu beurteilen.
Die Haltungsanalyse gibt Aufschluss über mögliche biomechanische Faktoren, die zu deinen Beschwerden beitragen könnten. Wir untersuchen deine Schulterblattposition, die Haltung der Wirbelsäule und die Kopfposition, da diese Faktoren die Belastung auf die Rotatorenmanschette beeinflussen.
Die Prüfung der Schulterblattbeweglichkeit und -kontrolle ist ein wichtiger Teil der Untersuchung, da eine gestörte Schulterblattführung zu Fehlbelastungen der Rotatorenmanschette führen kann. Wir beobachten das Zusammenspiel zwischen Schulterblatt und Oberarm während verschiedener Bewegungen.
Bei Bedarf arbeiten wir eng mit Ärzten zusammen, um durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT eine präzise Diagnose zu sichern. Diese Untersuchungen können Aufschluss über strukturelle Veränderungen wie Sehnenrisse, Verdickungen oder Entzündungen geben.
Basierend auf den Ergebnissen dieser umfassenden Diagnostik entwickeln wir einen individualisierten Behandlungsplan, der auf deine spezifischen Bedürfnisse, den Schweregrad deiner Erkrankung und deine persönlichen Ziele abgestimmt ist.
Manuelle Therapie und physikalische Maßnahmen
Die manuelle Therapie bildet einen zentralen Baustein in der Behandlung des Rotatorenmanschetten-Syndroms. Mit gezielten Handgriffen und physikalischen Anwendungen können wir Schmerzen lindern, die Beweglichkeit verbessern und den Heilungsprozess unterstützen.
Gelenkmobilisation: Durch sanfte Mobilisationstechniken verbessern wir die Beweglichkeit des Schultergelenks und lösen Blockaden. Je nach Befund kommen verschiedene Techniken zum Einsatz, von sanften oszillierenden Bewegungen bis hin zu spezifischen Traktions- und Gleittechniken. Diese Maßnahmen können die Gelenkfunktion normalisieren und den Druck auf die Rotatorenmanschette reduzieren.
Myofasziale Techniken: Mit speziellen Handgriffen bearbeiten wir Verspannungen und Verklebungen im Muskel- und Fasziengewebe. Dabei konzentrieren wir uns nicht nur auf die direkt betroffenen Strukturen, sondern auch auf funktionell verbundene Bereiche wie die Nacken-, Brust- und Rückenmuskulatur. Diese Techniken fördern die Durchblutung, lösen Adhäsionen und verbessern die Gewebeelastizität.
Triggerpunktbehandlung: Schmerzhafte Verhärtungen in der Muskulatur (Triggerpunkte) können ausstrahlende Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen. Durch gezielte Druckanwendung oder spezielle Grifftechniken können wir diese Triggerpunkte lösen und damit Schmerzen reduzieren und die Muskelfunktion verbessern.
Neuromobilisation: Bei Irritationen oder Kompressionen der Nerven im Schulter-Arm-Bereich setzen wir spezielle Techniken zur Mobilisation dieser Strukturen ein. Durch sanfte, gezielte Bewegungen verbessern wir die Gleitfähigkeit der Nerven und reduzieren nervale Spannungen, was zu einer deutlichen Schmerzlinderung führen kann.
Physikalische Therapie: Je nach Stadium und Art der Beschwerden kommen verschiedene physikalische Maßnahmen zum Einsatz:
- Kryotherapie: Bei akuten Entzündungen kann Kälte Schmerzen und Schwellungen reduzieren.
- Wärmeanwendungen: Bei chronischen Beschwerden fördert Wärme die Durchblutung und entspannt die Muskulatur.
- Ultraschall: Die Tiefenwärme verbessert die Durchblutung und fördert Heilungsprozesse im Gewebe.
- Elektrotherapie: Verschiedene Stromformen können zur Schmerzlinderung, Entzündungshemmung und Muskelstimulation eingesetzt werden.
Stoßwellentherapie: Bei chronischen Sehnenproblemen kann die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) wirkungsvoll sein. Die akustischen Impulse regen die Durchblutung an, lösen Verkalkungen und stimulieren die körpereigenen Reparaturmechanismen. Diese nicht-invasive Behandlung hat sich besonders bei hartnäckigen Beschwerden bewährt.
Dry Needling: Bei muskulären Verspannungen und Triggerpunkten setzen wir spezielle Nadeltechniken ein. Durch das gezielte Einbringen dünner Nadeln in verspannte Muskelbereiche wird ein lokaler Entspannungsreflex ausgelöst und die Durchblutung verbessert.
All diese Maßnahmen werden individuell auf deine Bedürfnisse und den aktuellen Zustand deiner Schulter abgestimmt. Durch die Kombination verschiedener Techniken können wir optimale Ergebnisse erzielen und den Heilungsprozess beschleunigen.