Hüftarthrose

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hüftarthrose?

Eine Hüftarthrose, auch Coxarthrose genannt, ist die häufigste Form von Hüfterkrankungen. Bei dieser degenerativen Gelenkerkrankung kommt es zu einem fortschreitenden Verschleiß des Knorpelgewebes im Hüftgelenk. Der Knorpel, der normalerweise als Stoßdämpfer und Gleitfläche zwischen den Knochen dient, wird dünner und rauer. Dadurch verliert das Gelenk seine Pufferfunktion, was zu Reibung, Entzündungen und Schmerzen führen kann.

Ursachen der Hüftarthrose

Eine Hüftarthrose entsteht, wenn der Knorpel durch die Belastung schneller abgenutzt wird, als er regenerieren kann. Dieses Ungleichgewicht zwischen Belastbarkeit und tatsächlicher Belastung kann verschiedene Ursachen haben:

  • Alterungsprozesse: Mit zunehmendem Alter nimmt die Regenerationsfähigkeit des Knorpels natürlicherweise ab
  • Genetische Veranlagung: Familiäre Häufung von Arthroseerkrankungen
  • Übergewicht: Erhöhte Belastung der gewichttragenden Gelenke
  • Fehlstellungen: Angeborene Hüftdysplasie oder Beinachsenfehlstellungen
  • Vorschädigungen: Frühere Verletzungen oder Operationen am Hüftgelenk
  • Überlastung: Gelenkbelastende Sportarten oder berufliche Tätigkeiten
  • Bewegungsmangel: Unzureichende Versorgung des Gelenkknorpels mit Nährstoffen

Die Hüftarthrose wird je nach Schweregrad in vier Stadien (I-IV) eingeteilt, wobei Stadium I leichte Veränderungen und Stadium IV schwere Knorpel- und Knochenschäden beschreibt.

Typische Symptome einer Hüftarthrose

Die Beschwerden bei einer Hüftarthrose entwickeln sich meist schleichend und verstärken sich mit fortschreitendem Krankheitsverlauf:

  • Anlaufschmerz: Besonders morgens nach dem Aufstehen oder nach längerem Sitzen
  • Belastungsschmerz: Zunehmende Schmerzen bei Belastung (z.B. beim Treppensteigen)
  • Entzündungsschmerz: Wellenförmige Schmerzen, die auch in Ruhe oder nachts auftreten können
  • Bewegungseinschränkungen: Abnehmende Beweglichkeit der Hüfte, insbesondere bei Innenrotation und Abspreizen
  • Steifheitsgefühl: Das Gefühl, dass die Hüfte "eingerostet" ist
  • Hinken: Verändertes Gangbild durch Schonhaltung

Die Schmerzen treten typischerweise in der Leistengegend auf, können aber auch in das Gesäß oder den äußeren Oberschenkel (großer Rollhügel) ausstrahlen. Im fortgeschrittenen Stadium verformt sich das Gelenk zunehmend und wird immer steifer.

Was kannst du selbst bei Hüftarthrose tun?

Eine Hüftarthrose lässt sich zwar nicht heilen, aber mit den richtigen Maßnahmen kannst du den Verlauf positiv beeinflussen, Schmerzen lindern und deine Beweglichkeit verbessern.

1. Das Hüftgelenk richtig belasten

Das Prinzip "Viel bewegen, wenig belasten!" ist der Schlüssel bei Hüftarthrose:

  • Vermeiden: Langes Stehen oder Sitzen sowie schnelle Stop-and-Go-Bewegungen
  • Fördern: Regelmäßige Positionswechsel zwischen Sitzen und Stehen
  • Pausen einlegen: Bei der Arbeit immer wieder kurze Bewegungspausen einbauen
  • Belastung dosieren: Aktivitäten gleichmäßig über den Tag verteilen
  • Gewichtsmanagement: Übergewicht reduzieren, um die Belastung der Hüfte zu verringern

2. Das richtige Schuhwerk wählen

Deine Schuhe haben einen direkten Einfluss auf die Belastung deiner Hüftgelenke:

  • Flache Absätze: Hohe Absätze bringen das Hüftgelenk in eine unnatürliche Beugung
  • Dämpfung: Eine leicht gedämpfte Sohle kann Stoßbelastungen reduzieren
  • Passform: Der Schuh sollte bequem sein und keine Druckstellen verursachen
  • Zehenbeweglichkeit: Ausreichend Platz für die Zehen verhindert Fehlstellungen
  • Individuelle Anpassung: Je nach Fußform (z.B. Senkfuß) können spezielle Einlagen sinnvoll sein

Eine professionelle Laufanalyse kann helfen, Fehlstellungen zu erkennen und die richtigen Schuhe zu finden.

3. Geeignete Bewegung und Übungen

Regelmäßige, gelenkschonende Bewegung ist essenziell bei Hüftarthrose:

Empfehlenswerte Aktivitäten:

  • Schwimmen: Ideale Entlastung durch den Auftrieb des Wassers
  • Radfahren: Gelenkschonende Bewegung mit geringer Stoßbelastung
  • Aquajogging: Kombination aus Wasserwiderstand und gelenkschonender Bewegung
  • Moderates Gehen: Auf weichem Untergrund und mit gutem Schuhwerk

Zu vermeidende Aktivitäten:

  • Jogging/Laufen (besonders auf hartem Untergrund)
  • Sportarten mit abrupten Richtungswechseln (Tennis, Fußball, Squash)
  • Sprungsportarten
  • Reiten

Gezielte Übungen für zu Hause:

  • Sanfte Dehnübungen für Hüftbeuger und Kniestrecker
  • Kräftigungsübungen für die Gesäßmuskulatur
  • Stabilisationsübungen für die Beinachse
  • Rumpfkräftigung zur Verbesserung der Körperhaltung

4. Naturheilmittel und Ernährung

Bestimmte pflanzliche Wirkstoffe können unterstützend wirken:

  • Brennnessel-Extrakt: Kann Entzündungsreaktionen in der Gelenkkapsel verringern
  • Teufelskralle-Extrakt: Kann Anlaufschmerz und Gelenksteifigkeit am Morgen vermindern
  • Omega-3-Fettsäuren: Wirken entzündungshemmend (in fettem Fisch, Leinsamen, Walnüssen)
  • Antioxidantien: Schützen Zellen vor oxidativem Stress (in buntem Obst und Gemüse)

Wichtig: Sprich vor der Anwendung von pflanzlichen Präparaten mit einem Arzt oder Apotheker, da Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich sind.

Wie kann die Physiotherapie bei Hüftarthrose helfen?

Wenn die Selbsthilfemaßnahmen nicht ausreichen, ist eine professionelle physiotherapeutische Behandlung der nächste wichtige Schritt. Je früher mit der Therapie begonnen wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten.

Unser individueller Behandlungsansatz

Hüftschmerzen äußern sich bei jedem Patienten unterschiedlich, daher erstellen wir für jeden eine individuelle Beurteilung und einen maßgeschneiderten Therapieplan. Unsere Behandlung umfasst mehrere Komponenten:

1. Schmerzlinderung und Entzündungshemmung

  • Manuelle Therapie: Sanfte Mobilisationstechniken für das Hüftgelenk
  • Myofasziale Techniken: Lösen von Verklebungen im Bindegewebe
  • Triggerpunktbehandlung: Gezielte Behandlung von schmerzhaften Muskelverhärtungen
  • Dry Needling: Alternative bei hartnäckigen Muskelverspannungen
  • Physikalische Maßnahmen: Wärme- oder Kälteanwendungen je nach Beschwerdebild

2. Verbesserung der Beweglichkeit

  • Gezielte Dehnübungen: Besonders für verkürzte Hüftbeuger und Kniestrecker
  • Mobilisationstechniken: Zur Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit
  • Entlastungspositionen: Erlernen von gelenkschonenden Positionen für den Alltag

3. Muskelaufbau und Stabilisierung

  • Funktionelles Training: Kräftigung der Gesäßmuskulatur
  • Beinachsentraining: Optimierung der Ausrichtung von Hüfte, Knie und Fuß
  • Rumpfstabilisation: Verbesserung der Körperhaltung zur Entlastung der Hüfte
  • Koordinationstraining: Verbesserung des Zusammenspiels verschiedener Muskelgruppen

4. Alltagsintegration und Prävention

  • Ergonomieberatung: Tipps zur gelenkschonenden Gestaltung des Arbeitsplatzes
  • Bewegungsschule: Erlernen gelenkschonender Bewegungsabläufe
  • Heimübungsprogramm: Individuell angepasste Übungen für zu Hause
  • Hilfsmittelberatung: Bei Bedarf Empfehlung von Gehhilfen oder anderen Unterstützungen

Die Bedeutung des Heimübungsprogramms

Für den langfristigen Erfolg ist es entscheidend, dass du das in der Therapie Erlernte regelmäßig zu Hause fortsetzt. Wir erarbeiten gemeinsam ein individuelles Übungsprogramm und instruieren dich so, dass du die Übungen sicher und effektiv selbständig durchführen kannst.

Stadiengerechte Behandlung

Je nach Stadium der Hüftarthrose passen wir unsere Therapieschwerpunkte an:

Stadium I-II (leichte bis mittlere Veränderungen):

  • Fokus auf aktive Übungen zur Kräftigung und Stabilisierung
  • Optimierung der Bewegungsmuster
  • Präventive Maßnahmen zur Verlangsamung des Fortschreitens

Stadium III-IV (fortgeschrittene Veränderungen):

  • Verstärkter Fokus auf Schmerzlinderung
  • Erhalt der vorhandenen Beweglichkeit
  • Anpassung von Alltagsaktivitäten
  • Ggf. Vorbereitung auf operative Maßnahmen

Fazit

Die Hüftarthrose ist zwar eine fortschreitende Erkrankung, aber mit der richtigen Kombination aus Selbstmaßnahmen und professioneller Therapie lässt sich der Verlauf positiv beeinflussen. Wichtig ist, frühzeitig zu handeln und kontinuierlich aktiv zu bleiben.

Unser Ziel in der Physiotherapie ist es, dir zu helfen, mit deiner Hüftarthrose bestmöglich umzugehen, deine Selbstständigkeit zu erhalten und deine Lebensqualität zu verbessern. Eine konsequente Kombination aus aktiven und passiven Therapiemaßnahmen sowie ein auf dich zugeschnittenes Heimübungsprogramm sind dabei der Schlüssel zum Erfolg.

Zögere nicht, bei Hüftbeschwerden frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen – je früher die Behandlung beginnt, desto besser sind die Aussichten, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.

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