Die Bandscheiben liegen zwischen den Wirbelsegmenten und bestehen aus einem äusseren Knorpelfaserring sowie einem flüssigen Kern. Ihre Funktion besteht darin, mechanische Belastungen wie Zug-, Druck-, und Scherkräfte während unserer Bewegungen zu dämpfen und gleichmässig zu verteilen. Wird die Bandscheibe überlastet, treten im äusseren Knorpelfaserring Risse auf, wodurch die gelförmige innere Bandscheibenmasse austreten kann. Hier spricht man von einem Bandscheibenvorfall oder einer Diskushernie. Häufig führt das Austreten der Bandscheibenmasse zu Druck auf umliegende Spinalnerven.
Je nach Lokalisation des Vorfalls im Wirbelkanal reichen die Folgen von starken Schmerzen und Missempfindungen bis hin zu Taubheitsgefühl und in schweren Fällen sogar Lähmungen oder Kontrollverlust der Blasen- und Darmfunktion.
Man unterscheidet die Art des Vorfalls anhand des betroffenen Wirbelsegments, d.h. Halswirbelsäule (HWS), Brustwirbelsäule (BWS) und Lendenwirbelsäule (LWS).
Ein Bandscheibenvorfall der HWS oder BWS äussert sich gewöhnlich mit Schmerzen im oberen Rücken und Nacken. Manchmal können Gefühlsstörungen, wie Taubheitsgefühl und Kraftverlust in den oberen Extremitäten auftreten.
Bei einem Bandscheibenvorfall der LWS äussern sich die Schmerzen im unteren Rücken und werden beim Gehen, Bücken oder Husten schlimmer.
Häufig werden auch nach jahrelangen Fehlbelastungen Bandscheibenvorfälle erst durch Zufall entdeckt. Dass du also keine Symptome oder Schmerzen hast, ist gut möglich.
Doch wenn du jetzt gerade mit starken Schmerzen vor dem Computer sitzt und diesen Beitrag liest, dann nützt es dir auch nichts, dass die Mehrheit der Betroffenen keine oder nur geringe Schmerzen hat. Also…
Verständlicherweise möchte man bei starken Schmerzen am liebsten still sitzen und warten, bis die Beschwerden besser werden. Mit unseren Tipps kannst du selbst bei einem Bandscheibenvorfall Bewegung in deinen Alltag einbauen (das ist sogar sehr förderlich!) oder du wendest die von uns erwähnten Hausmittel an.
Häufig sind Bewegungsmangel, falsches Sitzen und einseitiges Training die Ursache für Beschwerden in der Wirbelsäule. Entscheidend bei einem Bandscheibenvorfall (egal ob an HWS, BWS oder LWS) ist also die Qualität der Bewegung. Es lohnt sich, mit sanften Bewegungsmustern deinen Rücken zu mobilisieren und deine Muskeln zu stärken. Dazu findest du auf unserer Homepage spezielle Übungen, die du einfach selbst zu Hause umsetzen kannst. Deine Muskeln und Faszien profitieren auch von regelmässigen Dehnübungen und Faszien-Rollenmassage. Wenn deine Muskeln locker und entspannt sind, dann werden auch deine Schmerzen nachlassen.
Deshalb auch wenn es zuerst schwer fällt, bleibe oder sei aktiv!
Geeignete Sportarten sind: Pilates, Yoga, Nordic-Walking, Radfahren oder Rückenschwimmen (sogenanntes ‘low impact training’)
Sportarten auf die du verzichten solltest: Golf, Skifahren, Tennis, Badminton, Squash und Spielsportarten mit/ohne Körperkontakt.
Vielleicht hast du im Zusammenhang eines Bandscheibenvorfalls schon von der Stufenlagerung gehört. Diese entlastet v.a. den unteren Rücken und ist deshalb gut anwendbar bei Beschwerden der LWS. Es kann gut sein, dass du in dieser Position immer noch Schmerzen verspürst.
Solange die Schmerzen aber erträglich sind und nicht zu einer Verkrampfung der Muskulatur führen, kannst du die Position trotzdem ausführen. Diese Körperhaltung ist besonders hilfreich, weil sie nicht nur die schmerzenden Körperregionen entlasten, sondern gleichzeitig die Muskeln der Hüfte dehnt.
Verspürst du erste Anzeichen für Rücken- und Nackenschmerzen oder bist du extrem verspannt, kann ein Wärmekissen Wunder wirken. Du kannst eine Wärmflasche, ein Kirschkernkissen oder auch speziell dafür geeignete Wärmepflaster in der Apotheke holen. Die Funktionsweise ist gleich: Durch die Wärme wird die Muskulatur besser durchblutet und kann sich entspannen. Ebenfalls werden durch die Wärme weniger Schmerzreize weitergeleitet, so dass dein Schmerzempfinden herabgesetzt wird.
Unser Körper besteht zu ca. 2/3 aus Wasser. Dies befindet sich vor allem in unseren Zellen und um die Zellen herum. Damit unsere Bandscheiben ihre Pufferwirkung beibehalten, benötigen sie genügend Gewebeflüssigkeit. Dies gilt natürlich auch für alle anderen Körperfunktionen. Deshalb ist es wichtig, genügend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Der Richtwert für Erwachsene ist 3ml (also 0.03L) pro kg Körpergewicht am Tag. Bei 50kg sind das 1.5L und bei 70 kg ca. 2 L Flüssigkeit pro Tag.
Bei einem warmen Vollbad können deine Muskeln und auch dein Geist entspannen. Zusätzlich zur Wärme (die wie oben beschrieben Schmerzen lindern kann) können auch spezielle Badezusätze oder ätherische Öle ihre Dienste leisten. Lavendel, Thymian, Rosmarin oder Arnikaextrakt haben sich in der Anwendung von muskulären Beschwerden bewährt.
Wie oben schon beschrieben, sind Bewegungsmangel und zu langes Sitzen oder Stehen die Hauptursachen für einen Bandscheibenvorfall.
Natürlich möchte man, dass Beschwerden so schnell wie möglich wieder verschwinden. Normalerweise heilt ein Bandscheibenvorfall innerhalb von 6 Wochen. Die Heilungsprozesse im Körper sind aber von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Deshalb lohnt es sich nicht, überschnell Trainingsübungen oder Alltagsaufgaben abzuarbeiten. Gib deinem Körper genügend Zeit, gesund zu werden.
Sollten deine Schmerzen aufgrund der Übungen oder Hausmittel zunehmen, besteht kein Grund zur Sorge. Es ist normal, dass der Körper auf Training reagiert und sich deinen Bewegungsapparat daran anpassen muss. Falls es dir dauerhaft schlechter gehen sollte, könnte dir dein Körper signalisieren, dass du übertreibst. Dann solltest du ein paar Tage pausieren. Führe deinen Körper langsam an die Veränderungen heran.
Versuche so gut wie möglich auf Schmerzmittel zu verzichten. Sie können deine Beschwerden lindern, aber nicht heilen. Dein Schmerz kannst du als Orientierung zur richtigen Übungsausführung einsetzen. Orientiere dich also an deiner persönlichen Schmerzskala. Generell solltest du nicht über einen Schmerz von 4 in einer Skala von 10 hinausgehen.
Zusätzlich zu den oben erwähnten Ratschlägen lohnt es sich, bei einem Bandscheibenvorfall physiotherapeutische Betreuung in Anspruch zu nehmen. Unsere Physiotherapeut*innen bei Kineo setzen gezielte Fragen und Untersuchungstechniken ein, um mögliche Nervenkompressionen mit Ausfallerscheinungen auszuschließen oder dich bei Bedarf zurück zum Arzt zu überweisen. In den meisten Fällen kann ein Bandscheibenvorfall erfolgreich mit einer konservativen Therapie behandelt werden.
Während der akuten Phase liegt unser Hauptziel darin, die Schmerzen zu lindern und schmerzfreie Bewegungen und Belastungen zu ermöglichen, damit du so schnell wie möglich in deinen Alltag zurückkehren kannst. In einem ersten Schritt konzentrieren wir uns darauf, die genaue Schmerzquelle zu identifizieren und gemeinsam Positionen und Bewegungen zu finden, die schmerzlindernd wirken und dir die notwendige Ruhe für die Wundheilung verschaffen.
Neben aktiver Therapie setzen wir bei KINEO Physiotherapie auf unterstützende und schmerzlindernde Behandlungstechniken wie Manualtherapie, Weichteiltechniken, Dry Needling, Taping und Faszientherapie. Zudem bewerten wir deine Neurodynamik mittels spezifischer Tests und führen bei Bedarf gezielte Mobilisationsübungen durch, um die Beweglichkeit deines Nervensystems wiederherzustellen. Die akute Schmerzphase dauert normalerweise 2-3 Wochen. Sobald sich deine Schmerzsituation etwas stabilisiert hat, beginnen wir mit gezielten Übungen zur Stärkung von Rücken und Rumpf, um das Gewebe zu entlasten und vor weiteren Belastungen zu schützen.
Bei KINEO Physiotherapie bietet sich hierfür besonders der SensoPro Trainer an, der die Stabilität im Rumpf- und Rückenbereich gezielt fördert. In der abschließenden Phase der Physiotherapie geht es darum, deine Muskulatur zu kräftigen und deinen Rücken auf die Anforderungen des Alltags vorzubereiten, um weiteren Problemen vorzubeugen. In vielen Fällen empfehlen wir begleitend zur Physiotherapie eine Medizinische Trainingstherapie über einen Zeitraum von 3 Monaten, um deine Muskulatur durch ein individuelles, betreutes Training aufzubauen.
Mit dem oben genannten SensoPro Trainer bei KINEO hast du auch die Möglichkeit, ergänzend oder nach Abschluss der Physiotherapie eigenständig zu trainieren und so präventiv einem erneuten Bandscheibenvorfall entgegenzuwirken
Zusätzlich zu diesen Maßnahmen bietet KINEO verschiedene Pilates- und Yogakurse zur weiteren Prävention an. Schau doch mal vorbei.
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